Direkt zum Hauptbereich

Fotos in der Kirche - Mit oder ohne Blitz

Ich möchte gerne darüber berichten, ob mit oder ohne ... da dieses Thema für Gesprächsstoff auf der kirchlichen Trauung am Samstag sorgte ...

Blitzen werden Sie ja wohl nicht, denn Sie sind ja Profi- 

Begann das Thema mit der Pastorin der vergangenen Hochzeit. Ich antwortete 'Doch natürlich!' Sie war erstaunt. 'Die Profis die ich sonst erlebt habe, tun das nicht?' - Sie schaute verdutzt. 'Das Licht ist doch gut, es scheint so schön durch die Fenster hinein ...' - 'Ja, das stimmt'..., ich nickte versonnen und begann meine Erklärung über ISO, Bildrauschen und Blende. Sie unterbrach, 'Aber Sie blitzen mir nicht ins Gesicht, dann kann ich nichts mehr sehen... !' Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und beruhigte sie 'Nein keinesfalls, nur zur Decke ...' - 'OK' - Das war dann also genehmigt, von ganz oberster Stelle sozusagen.

So schönes Licht - das muss doch ausreichen?!


OK, ihr Lieben, warum nun ein Blitz, wenn doch so schön die Sonne durch die Fenster scheint?
Es war ein toller Tag am Samstag, Temperaturen um die 28 Grad, blauer Himmel und Sonnenschein mit Fotowolken. Da sich die Wolken nicht an den Ablaufplan der Trauung halten und sich nach Lust und Laune vor die Sonne schieben, kommt es zeitweilig zu einer totalen Sonnenfinsternis in der Kirche. Die kleinen Lämpchen, die dann noch leuchten, bringen meinem Sensor in der Kamera wenig Erleuchtung, denn das hat einen sehr hohen ISO-Wert zur Folge und das Ergebnis...??? Richtig. Bildrauschen.

Das Bildrauschen mag als Stilmittel auf einigen Fotos wirken, manchmal ist es aber so stark, dass die Hautstruktur völlig flöten geht. Um Atmosphäre und Brautpaar perfekt einzufangen, gibt es bei meinen Reportagen sowohl als auch. Wenn die Sonne durch die Fenster strahlt, bleibt der Blitz aus. Das Bild ist nun stimmungsvoll und warm, wenn auch mit leichtem Rauschen. Bleibt die Sonne weg, dann richte ich den Blitz gegen die Decke, welche in diesem Fall hell war. So wird das Licht zurückgeworfen und ein ebenso warmer Eindruck entsteht, ohne dass jemand direkt 'angeblitzt' wird. Dabei kann der ISO-Wert stark zurück genommen werden, ergo wird das Bildrauschen weniger, die Hautstrukturen zarter.

Wenn das Licht zur rechten Zeit, am rechten Ort ist, dann ist alles perfekt. Doch die Natur hat ihren eigenen Kopf ...


Zweifler, die behaupten, das ein Blitzlicht die Zeremonie stören würde, dass muss ich in meinem Fall verneinen. Ich springe nicht, unter Zuhilfenahme von blitzendem Licht um das Brautpaar herum, sondern spreche im Vorfeld mit dem Pastor oder der Pastorin, in welchem Bereich (meistens eine Nische rechts oder links neben dem Pastor/-in) ich den Ablauf nicht störe und von dort aus werde ich fotografisch aktiv. Keinesfalls werde ich die Lampe während des Gebets oder des Segens 'zünden', sondern verlagere diesen Teil der Reportage auf das gemeinsame Singen oder ähnliche Aktivitäten.
Die ruhigen Momente lasse ich wirken und unterbreche nur zeitweilig mit einem sanften 'Klick', ohne Blitz natürlich.

Diese Trauung beinhaltete zusätzlich die Taufe des Juniors, da zogen die Fotowolken in geballter Formation vorbei, so dass ich diesen Teil mit zusätzlichem, zur Decke gerichteten Blitzlicht dokumentieren musste. Dabei gab es keine andere Wahl, denn wenn der Blitz weg gelassen wird, der ISO-Wert schwindelerregende Höhen erreicht, die Blende offen ist und die Belichtungszeit auch nicht super kurz, dann wäre es sehr wahrscheinlich, dass der größte Teil der Bilder unscharf ist. Die Bewegungen bei einer Taufe sind schneller und der kleine Täufling hält ja auch nicht still ... Ich lese oft im Netz - 'Egal, ich nehme die Unschärfe in Kauf ... Hauptsache die Stimmung stimmt...' Das sehe ich etwas anders, denn gerade bei extrem ungünstigen Lichtverhältnissen, nehme ich gerne ein bisschen Erleuchtung in Anspruch.

Kirche ungeblitzt
Kirche mit indirektem Blitz - Blitzlicht zur Decke gerichtet

Beliebte Posts aus diesem Blog

Haiku-Fotografie. Der Zauber der Leichtigkeit

Die Perfektion die mir inne wohnt, ist wertvoll, hilfreich und bedeutend - für meine Arbeit als Porträtfotografin und Fotocoach. Doch hat Perfektion auch ihre Tücken. Sie treibt dich umher, lässt das Bauchgefühl oftmals im Tiefschlaf und arbeitet kopforientiert. Ich sehne mich nach einfühlsamer Leichtigkeit und unkompliziertem Sehen. Das habe ich vor Jahren in der Haiku-Fotografie entdeckt und gebe diese fotografische Lebensphilosophie gerne weiter. Gerade neulich berichtete mir eine Fotokursteilnehmerin, drei Monate nach Beendigung des Ganztageskurses, wie heilsam sie die Vermittlung der meditativen Fotografie empfindet. Sie war an einem Burn Out erkrankt und konnte viele Monate ihre Kamera nicht zur Hand nehmen, die ihr Mann ihr liebevoll zum Weihnachtsfest schenkte. Der Haiku-Fotokurs brachte die entscheidende Wendung. 'Nie ging es mir in letzter Zeit besser ...!' schwärmte sie und mich durchfuhr eine Gänsehaut nach der anderen. Meine Serie 'Haiku-allein im Gras' ...

Fotopapiere und Fineart Prints

Mein neues Lieblingspapier Es hat eine beeindruckende Schärfe und ist so umwerfend matt, dass es einen samtartigen Eindruck vermittelt. Dieser Fineart Print gibt die zarten Texturen, die ich bei diesem Vintage Bild in den Hintergrund gelegt habe, 1:1 wieder. Es vermittelt dem Motiv, in diesem Falle dem Kind, der nostalgischen Wanne und dem Hintergrund eine Zartheit, die ich so noch bei keinem Fotopapier gefunden habe. Samtiges Matt und reflektionsfrei - mein neues Lieblingspapier Ein zusätzlicher, großer Pluspunkt: Es reflektiert absolut nicht, egal wie das Licht auftrifft. Dieses Papier vermittelt einen sehr künstlerischen, fast gemalten Eindruck und besticht durch die samtige Oberfläche und der Wiedergabe feinster Details. Zukünftig werde ich meine Kunden vor die Wahl stellen, ob sie diese Oberfläche oder die herkömmliche Variante für ihre Bilder wünschen. Dieser Print kostet im Format 13x18 cm 15,- Euro/Stück in der Nachbestellung. Detailgenaue Wiedergabe feinster Bi...

Sichtbares Nichts - Gedanken zur Haikufotografie

Wir verlieren Zeit, Dinge, Freunde. Wir erleben Schmerzen durch seelische oder körperliche Wunden, wir leben oder erleben unsere Zeit, je nach Gemütslage. Begegnungen wiederholen sich wie Jahreszeiten, Wunden heilen oft, manchmal auch nicht. Wir erinnern uns an all dies und vergessen, was wir vergessen wollen. Was bleibt? In der Natur wird es deutlich, welchen Platz wir im Großen und Ganzen einnehmen. Einen winzig kleinen, ein µ (My), eigentlich gar keinen. Schau auf eine Wiese. Du schaust unbedeutend hinab und nimmst kaum wahr, was darin passiert. Sie verwandelt sich im Wechsel der Jahreszeiten irgendwann in ein unbedeutendes Nichts um in nächster Generation den Zyklus neu zu beginnen. Alles was war, bleibt nicht dort, nicht einmal ein Fußabdruck oder die Wunden eines Rasenmähers. Die herrlichen Frühlings-und Sommertage schwinden, auch aus unserer Erinnerung und wir vergessen die Unbedeutsamkeit der wenigen Zeit auf der Wiese. Und nicht nur wir vergessen, die Natur vergisst uns ...